Historisches Archiv der Region Biel, Seeland und Berner Jura

Linke und rechte Parteien

Stadt Biel - Ideologien - Politische Organisationen - Zwischenkriegszeit




Im Stadtrat dominierten ab den ordentlichen Gemeindewahlen von 1921 die linken Parteien. Man sprach vom «Roten Biel», welches zwei Jahrzehnte lang Bestand hatte. 1928 und 1934 erreichte die Sozialdemokratische Partei (SP) allein die absolute Mehrheit. Ansonsten machten ihre Vertreter bis Ende der 30er-Jahre genau die Hälfte des 60-köpfigen Stadtrates aus.

In den Gemeindewahlen von 1932 bliesen die in der kantonalen Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB, heute SVP) organisierten, rechts stehenden Kreise des Bieler Gewerbes zum Angriff auf die rote Stadtregierung. Sie gründeten die Bürgerpartei Biel als Sektion der BGB, um sich als neue politische Kraft zu etablieren. Ihr aggressiver Wahlkampf zahlte sich aus: die Bürgerpartei eroberte im Stadtrat sechs Sitze. Der Gewinn ging jedoch auf Kosten anderer bürgerlicher Mandate. Die SP konnte nämlich ihre 34 Sitze halten. Zusätzlich errangen die Kommunisten ein Mandat. 1936 kamen sie sogar auf drei Sitze, während die SP auf dreissig zurückfiel.

Im Unterschied zu den vorwiegend demokratisch gesinnten Sozialisten in der SP, waren die Kommunisten Anhänger des revolutionären Klassenkampfes. Die Radikalen und die Gemässigten des linken Lagers griffen einander oft heftiger an, als sie von den bürgerlichen Parteien bekämpft wurden. Letztere machten aber keinen grossen Unterschied zwischen den beiden Strömungen und warnten pauschal vor der marxistischen Gefahr. Ab 1936 traten sie dreimal mit einer gemeinsamen Liste an und nannten sich National-demokratischer Block.

Nachdem 1933 in Deutschland Hitler an die Macht gekommen und in Biel eine Ortsgruppe der Nationalen Front entstanden war, bewegten sich die Bieler Parteien im Spannungsfeld zwischen Nationalsozialismus und Antifaschismus. In Biel blieben die Frontisten ein Grüppchen, das wenig Widerhall fand. Einige der Führer verfolgten ihre nationalsozialistische Überzeugung aber so weit, dass sie in den 40er-Jahren wegen Landesverrats verurteilt wurden.

In den 30er-Jahren schoben sich Parteien der Mitte zwischen Bürgerblock und Sozialdemokraten. So errangen 1936 die Freiwirtschafter zwei Stadtratssitze. Diese Partei wollte den wirtschaftlichen Liberalismus mit einer gewissen sozialen Gerechtigkeit verbinden. Vier Jahre später stiess der Landesring der Unabhängigen dazu, welcher auf Anhieb fünf Sitze eroberte.



Autor: Stefan Rohrbach / Quelle: 1920