Historisches Archiv der Region Biel, Seeland und Berner Jura

Woher stammt meine Liebe zur Geologie?

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„...seit vielen Jahren hat mich die Geologie von Biel und seiner Umgebung fasziniert. Begonnen hat diese Liebe, man darf sogar von einer Leidenschaft reden, in den Nachkriegsjahren. Ich las damals als 13jähriger Schüler am Bieler Progymnasium schon die geologische Literatur über unsere Region. Zusammen mit Klassenkameraden unternahmen wir Ausflüge zu den Stellen, wo wir Versteinerungen fanden, und jeder legte sich eine kleine Fossiliensammlung an. Damals spürte ich wohl unbewusst etwas von der  Wahrheit in der Aussage, die als Motto der kleinen Ausstellung in der Stadtbibliothek vorangestellt wurde:  „...wer nie einen Stein umdreht, wird keine Entdeckungen machen ...“

 

Später kamen grössere Ausflüge dazu, so besuchten wir im Sommer 1946 das neuenburgische  Valangin mit der Seyon-Schlucht. Ich wusste, dass hier in der Umgebung des Schlosses die typische Schicht des Valanginiens (Zeitepoche in der älteren Kreidezeit, etwa 130-140 Mio Jahre vor unserer Zeitrechnung) gut aufgeschlossen zugänglich war. Tatsächlich konnten wir unsere Rucksäcke mit Versteinerungen füllen und gegen Abend mit dem Velo wieder nach Hause fahren, müde und glücklich...

Weitere Ausflüge führten uns ins Delsberger Becken, wo wir noch die Schächte der einstigen Bohnerzgruben sahen, dann auf die Rötifluh und den Balmberg mit den schönen Gipsvorkommen, oder auf den Chasseral, mehrmals auch in die Vogesen...

Auch später habe ich, der „Velo-Geologe“, immer wieder ausgedehnte Studienausflüge auf dem Rad unternommen, vor allem nach Deutschland und Frankreich.

 

Nach meinem Schulaustritt arbeitete ich als Hilfsarbeiter in verschiedenen Fabriken in Biel. Später konnte ich eine Berufslehre als Metallgiesser absolvieren. Häufig besuchte ich in dieser Zeit die Stadtbibliothek. Hier amtete der Dichter Dr. Otto Zinniker (1898-1969) als Bibliothekar. Abends durfte ich ihm jeweils bei der Bücherausgabe helfen. Wir kamen ins Gespräch. Er wusste, dass ich viel las, und er kannte mein starkes Interesse an der Geologie. Ich erzählte ihm von meinen geologischen Wanderungen in den Jura und die Alpen und sagte ihm, dass ich mich neben meiner Berufsarbeit als Giessereilehrling auf die Aufnahmeprüfung an die ETH in Zürich vorbereite. Zinniker kannte mehrere Geologen persönlich, die wie er Mitglieder des Akademischen Alpen-Clubs waren, alles Geologen mit bemerkenswertem Lebenslauf. Darunter  beeindruckte mich besonders der Lebensweg des Geologen und Dichters Hans Morgenthaler, genannt „Hamo“.  Seit damals beschäftige ich mich mit Hamos Werken, vielleicht auch, weil er mich an Otto Zinniker erinnert, der damals einen wesentlichen Einfluss auf mein Streben gehabt hatte, als ich, der kleine Lehrling und Arbeiter, mühsam meinen eigenen Weg suchte.

 

Neben meinem Hauptberuf als Lehrer an verschiedenen Dorfschulen im Seeland und besonders nach meinem Geologie-Studienabschluss an der Universität Bern habe ich mich immer wieder mit Fragen der Geschichte unserer Gegend in geologischen Zeitaltern beschäftigt.

 

Bisher fehlt in der regionalen Bibliographie eine Geschichte der Geologen und der Geologie unserer Gegend. Meine diesbezüglichen Arbeiten möchten dazu beitragen, dass Lücken in der Geschichte der  lokalen Entwicklung der Wissenschaft gefüllt werden. Auch kleine Entdeckungen zeigen uns Reichtum, Bedeutung  und die Beziehung einer eng begrenzten Region zu den grösseren geologischen Erscheinungen.

Max Antenen

 

 

 



Autor: Max Antenen / Quelle: Max Antenen, Biel 2013