Historisches Archiv der Region Biel, Seeland und Berner Jura

Autobahnbau in der Region Biel

Region / Agglomeration Biel - Automobile - Dörfer - Landschaften - Ökologie - Strassenverkehr - Umweltverschmutzung




1955 wurden die ersten vier Kilometer Autobahn eingeweiht; 1958 erteilte das Stimmvolk dem Bund mit 85 Prozent Ja-Stimmen die Kompetenz für den Bau der Nationalstrassen. Mit ihnen wollte der Bundesrat die Schweiz «gegen die Gefahr der Umfahrung verteidigen», und in der Tat war oberstes Ziel der Planer die Befahrbarkeit des Landes – und nicht seine Bewohnbarkeit. Sie hielten sich lange Zeit allein an technische Gesichtspunkte, legten die Strecken möglichst direkt und kostengünstig mitten durch Dörfer und Landschaften und führten sie durch Wohnquartiere hindurch in die Stadtzentren. Lärm, Schadstoffe, Siedlungsentwicklung, Gesamtverkehrsfragen und Lebensqualität wurden erst in den 80er-Jahren zu Anliegen der Planer. Deshalb ist es schon fast ein Glücksfall, dass die Region Biel nur langsam ins Autobahnnetz eingebaut wurde.
 
Von der Bieler Stadtgrenze aus wuchsen die Strecken nach Südosten, nach Südwesten und nach Norden: 1958 wurde die kantonale Hauptstrasse T6 bis Lyss als zweispurige Autostrasse eröffnet, 1975/1976 die Nationalstrasse A5 bis Ligerz als Gemischtverkehrsstrasse (Nationalstrasse dritter Klasse) und 1978/1980 die Nationalstrasse A16 durch die Taubenlochschlucht bis La Heutte als vierspurige Autobahn. In den vergangenen drei Jahrzehnten wurden diese Strecken stückweise weitergebaut. Die eidgenössische Volksinitiative, die unter anderem den Bau der Strecke Biel-Solothurn verhindern wollte, wurde 1990 abgelehnt. Zuvor waren die Initianten an den kantonalen Urnen vorerst erfolgreich gewesen.
 
Es ist klar, dass die Nationalstrasse am Nordufer des Bielersees heute anders gebaut würde. Doch diese Aussage ist ein schwacher Trost für die lärmgeplagten Anwohner der A5. Ganze Dörfer wurden in den späten 60er- und frühen 70er-Jahren vom See abgeschnitten. Zahlreiche Häuser mussten dem neuen Verkehrsweg weichen. Für den gleichzeitigen Bau der SBB-Doppelspur mussten gar markante, landschaftsprägende Felsen – wie in Tüscherz-Alfermée geschehen – abgetragen werden. Der kombinierte Strassen- und Eisenbahnbau beeinträchtigte das Dorfleben nachhaltig und hinterliess tiefe Spuren in der Landschaft.


Autor: Daniel Di Falco / Quelle: 1960