Historisches Archiv der Region Biel, Seeland und Berner Jura

T6: Bern und Biel kommen sich näher

Region / Agglomeration Biel - Seeland - übrige Orte - Automobile - Bau - Gesetze - Strassenverkehr




Der Bundesratsbeschluss beinhaltete unter anderem auch die kantonale Strasse Nr. 6 Boncourt-Biel-Bern-Spiez-Grimsel. Als kantonale Autobahn T6 ging sie denn auch in ihrer Gesamtheit als «Rückgrat des Kantons Bern» (Regierungsrat Gotthelf Bürki) in die Geschichte ein. Sie entlastet eine ganze Reihe von Ortschaften von vielen tausend Fahrzeugen, welche täglich zwischen Bern und Biel verkehren.

Es war nicht die Zeit der grosszügigen Strassenplanung, als in den 50er-Jahren die Strecke Biel-Lyss den Anfang einer generellen T6-Sanierung bilden sollte. Die ursprünglich zweispurig konzipierte Strasse, mit Fahrspuren von je 4,5 m Breite, wurde aufgrund der grossen Unfallgefahr in den 60er-Jahren auf drei Fahrstreifen mit alternierender Überholmöglichkeit umgebaut. Die betroffenen Gemeinden Worben, Studen, Aegerten und Brügg bekundeten grosses Interesse am vierspurigen Ausbau des Teilstückes Biel-Lyss und verlangen einen lückenlosen Ausbau der T6 auf vier Spuren. Erst aufgrund einer Motion von Grossrat Paul Droz (Biel) stimmte das kantonale Parlament 1965 einem Ausbau auf vier Spuren zu. Dann passierte während fünf Jahren wenig bis nichts. Es fehlte das Geld.

Erst der Voranschlag des Kantons Bern, 1970, enthielt die finanzielle Garantie für den Bau. Nun konnte es losgehen. Die Oberbauleitung lag in den Händen von Roger Montandon. Dieser sagte dem «Bieler Tagblatt» anlässlich der Einweihung:

«Während zu Beginn der Planungsarbeiten eindeutig die Strasse als Werk im Vordergrund stand, ist sie heute nur noch ein Bestandteil des Raumes, weil Fragen von Raumplanung, Ökologie und Umweltschutz immer wichtiger wurden.»

Kantonsoberingenieur Gottfried Bachmann doppelte an der Einweihungsfeier in Lyss vor zahlreich erschienener Prominenz aus Bund, Kanton und Gemeinden nach, als er die «sorgfältige Behandlung der Umwelt» auf dem neuen Teilstück Lyss-Schönbühl pries. Der damalige Gemeindepräsident von Lyss, Max Gribi, bezeichnete den 26. November 1986 als «Jahrhunderttag» und verglich die Eröffnung der Umfahrung von Lyss mit der ersten Eisenbahnfahrt zwischen Bern und Biel am 28. Mai 1864. Bevölkerung und Behörden von Lyss erhoffen sich davon eine wesentliche Verkehrsentlastung. 17 000 Fahrzeuge verkehrten zuletzt täglich auf der Hauptverkehrsader des Dorfes. Gribi zweifelte nicht daran, dass der Anschluss der T6 ans schweizerische und europäische Autobahnnetz die Entwicklung von Lyss beeinflussen werde.



Autor: Fritz Probst / Quelle: 1960