Historisches Archiv der Region Biel, Seeland und Berner Jura

Das Bürgerhaus in der Schweiz

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Die Erklärung des SIA im Wortlaut, abgedruckt in der Zeitschrift "Heimatschutz", Jahrgang IV, Heft XI, November 1909 (die beiden letzten Zeilen wurden an den Anfang des Textes gesetzt):

"Diese schönen und dankbaren Ziele verfolgt der SIA durch die Herausgabe seines monumentalen Werkes 'Das Bürgerhaus in der Schweiz'

Es gibt wohl kaum ein Land, das in seinen Städten und Städtchen mehr bürgerlichen Charakter besässe als die Schweiz; kaum eines, das sich hartnäckiger und erfolgreicher durch Jahrhunderte hindurch in teils natürlicher, teils absichtlicher Zurückgezogenheit diese ausdruckvolle bürgerliche Besonderheit gewahrt hätte. Dies tritt in besonderem Masse in der Bauart unserer Heimstätten zu Tage. Nicht nur unsere behäbigen Bauernhäuser, sondern in gleich hohem Grade die mehr oder weniger städtisch gebauten Wohnungen zeigen eine Fülle des Reichtums an Originalität, die beredte Kunde gibt von dem Anpassen an den Charakter, die Lebensgewohnheiten und -bedingungen ihrer Erbauer und Bewohner.

Gesunde Volkskunst liegt hier vor, die nicht in den Einzelformen allein studiert werden muss, sondern in ihrer Gesamtheit, in der vollendeten Art, wie sie Nützliches und Schönes zu einheitlichem Ganzen zu vereinigen wusste.

Aber immer mehr verschwinden diese Zeugen alteinheimischer Kultur, verdrängt von den Forderungen der Neuzeit, leider nicht immer, um gleichwertig Schönem Platz zu machen.

Was bis jetzt zur Erhaltung und Nutzbarmachung dieser Schätze geschehen ist, erscheint gering und unbedeutend. Eine Erhaltung ist ja meist nur in Ausnahmefällen möglich, da die alten Bauten den heutigen Anforderungen in der Regel kaum mehr genügen können und das lebhafte Aufblühen unserer Städte, vor allem die Steigerung des Grundwertes, die Beseitigung besonders der kleinen Häuschen direkt fordern.

Durch unermüdliche Arbeit von Kunsthistorikern und Architekten, durch die Tätigkeit der beteiligten Vereine, namentlich der Schweizerischen Gesellschaft für die Erhaltung historischer Kunstdenkmäler, und durch die Mithilfe einer einsichtsvollen Presse ist es allerdings gelungen, die Erkenntnis  vom hohen Wert der gefährdeten historisch oder kunstgeschichtlich wichtigen Denkmäler immer mehr im Lande zu verbreiten, und häufig zu retten, was bereits verloren schien.

Etwas anderes ist es aber mit den kleineren bürgerlichen Bauten, die dem unabwendbaren Untergang geweiht sind. Hier ist rasches Eingreifen durchaus nötig, um die Allgemeinheit nachdrücklicher auf diese grösstenteils verborgenen Schätze aufmerksam zu machen und um das, was nicht gerettet werden kann, vor dem Verschwinden wenigstens noch auf seine Bedeutung hin zu prüfen und in erschöpfenden Aufnahmen festzuhalten."





Autor: SIA / Quelle: Heimatschutz, Jahrgang IV, Heft XI, November 1909 1909