Historisches Archiv der Region Biel, Seeland und Berner Jura

Die Pianofabrik Burger&Jacobi

Stadt Biel - Fabriken - Musik - Unternehmen




Burger&Jacobi gehörte zu den führenden Klavierproduzenten der Schweiz. Die Anfänge des Unternehmens gehen auf das 19. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1875 transferierte Christian Burger (1842-1925), Gründer einer Klavierfabrik in Burgdorf, seine Unternehmung nach Biel, in einen Teil der seit 1842 stillgelegten Indiennefabrik. Vier Jahre später verband er sich mit seinem späteren Schwiegersohn Hermann Emil Jacobi (1852-1928), einem Klavierbauer ursprünglich deutscher Herkunft. Ab dem Jahr 1882 trug ihre gemeinsame Firma den Namen "Burger&Jacobi", im selben Jahr wurden die Geschäftsräume nach Madretsch verlegt.

Im Verlauf des zweiten Jahrzehnts seiner Existenz verdoppelte das Unternehmen seine Produktion - um 1900 wurden jährlich etwa 400 Klaviere gebaut. Während eine grössere Zahl von kleinen Klavierfabriken zu Beginn des 20. Jahrhunderts einging, entwickelte sich Burger&Jacobi gut. Im Verlaufe der 1920er-Jahre nahm die Produktion noch einmal deutlich zu und erreichte etwa 740 Klaviere pro Jahr. Doch die Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre setzte dieser Wachstumsphase ein jähes Ende: Die Firma musste die Produktion auf Dimensionen der Zeit vor 1900 senken. Die Produktion stand aber nie still, auch nicht in den Jahren des Zweiten Weltkriegs. Nach dem Krieg gelang es der Firma nicht, den bisherigen Vorsprung gegenüber den deutschen Klavierproduzenten zu verteidigen. In den Jahren des allgemeinen Aufschwungs nahm die Produktion zwar wieder zu, die Zahlen der Jahre kurz vor der Weltwirtschaftskrise wurden aber erst im Verlauf der 1960er-Jahre und zu Beginn der 1970er-Jahre erreicht.

Im Juli 1974 trat das Personal der Pianofabrik in den Streik - damit unterstützte es die Forderung der Schreiner des Betriebs nach der Einführung des 13. Monatslohns. Nach einigen Wochen mussten die Streikenden jedoch Verträge unterzeichnen, die nur ein wenig besser waren als die bisherigen.

1985 wurde die Firma vom Klavierhändler Jean-Claude Haefliger gekauft. Der neue Besitzer verlegte die Produktion drei Jahre später nach Büren, in die Räumlichkeiten der ehemaligen Uhrenfabrik. Noch im selben Jahr wurde ein Teil der Produktion ins Ausland verlagert - das tschechische Unternehmen Petrof übernahm einen Teil der Produktionskette. Doch trotz dieser Anpassungen an die Globalisierung musste die Firma Burger&Jacobi schon 1991 ihre Tore für immer schliessen. Sie war die letzte Produktionsstätte für Klaviere in der Schweiz .


Quellen:

Milène Grossenbacher, Burger&Jacobi, November 2006

Werner Iten, Burger&Jacobi, in: "Piano, an encyclopedia"

Wirtschaftsgeschichte von Biel, 1948



Autor: Christoph Lörtscher / Quelle: Diverse 2010
Format: Christoph Lörtscher